Revision: Anathema — Distant Satellites

Ein neuesWerk von Anathema ist erschienen! Nachdem die Live-DVD ‚Universal‘ lange meine Playlist dominierte (Rezi folgt), kommt ein wenig Abwechslung gerade recht, und es lassen sich wunderbar Vergleiche ziehen.

‚Distant Satellites‘ knüpft zunächst nahtlos an den Vorgänger ‚Weather Systems‘ an, mit ähnlichen Harmonien, ähnlicher Stimmung, und einem Mehrteiler, der diesmal dreigeteilt ist. Auffallend ist jedoch schon im eröffnenden ‚The Lost Song – Part 1‘, dass die Drums einen wichtigeren, treibenden Anteil an der Musik haben. Es gibt immer wieder viele ruhige Passagen, mit Streicherteppichen hinter verspielt-träumerischen Klaviermelodien, die sich um die weiche Stimme von Sängerin Lee Douglas schmeicheln, wie im zweiten Teil der ‚Lost Song‘-Trilogie, oder dem verzaubernden ‚Ariel‘. Der erste Teil des Albums hat wenig Überraschendes zu bieten,  der Weg, den die Band mit den vorangegangenen Alben eingeschlagen hat, wird weiterverfolgt. Melancholische Melodien und drängende Gitarren vermischen sich zu eingängigen und energiegeladenen Songs voller Schmerz und Sehnsucht, aber auch Zuversicht. Immer mehr Dur-Akkorde streuen sich in die fast schon poppigen Balladen ein, und das Arragement aus Streichern, Klavier, Gitarren und den drei sich perfekt in dieses Klangbett einfügenden Gesangsstimmen bringen Anathema auf diesem Album nahezu zur Perfektion.

Man findet also viel Altbekanntes auf diesem Album, was aber auf einem solchen Qualitätslevel nicht als Negativ empfunden wird. Es gibt aber auch einiges Neues. Computergestützte Drums kannte man bisher nicht von Anathema, zusammen
mit der treibenden Gitarre gibt es aber eine spannende Mischung in ‚You Are Not Alone‘, dem kürzesten Song des Albums. Die elektronischen Spielereien setzen sich fort. ‚Firelight‘ gibt mit
atmosphärischen Orgelklängen den Opener für den Titelsong des Albums.
Hier findet man groovige Computerdrums, Synthie-Klangwellen sowie Gesang
und Piano mit sehr viel Hall, passend zum Titel des Songs. Und mit dem abschließenden ‚Take Shelter‘ ist das Album, und mit ihm der Hörer, entgültig in der Schwerelosigkeit angekommen.

Um beim Fazit im Bild zu bleiben: Anathema haben sich in den letzten
Jahren aus den Tiefen düsterer Doom-Täler nicht nur an die Oberfläche
melancholischen proglastigen Rocks gespielt, sondern sind bereits mit
dem Vorgänger-Album ‚Weather Systems‘ durch alle Schichten der
Stratosphäre geschwebt, und haben nun mit dem Meisterwerk ‚Distant
Satellites‘ jegliche Umlaufbahn verlassen und gleiten nun neuen
Klangwelten entgegen. Sie überschreiten Genre-Grenzen, entdecken neue
Wege und bleiben sich dennoch treu und schaffen so ihren eigenen
unvergleichlichen Sound. Ein großartiges Album von einer großartigen
Band, die ich mich jetzt schon freue live sehen zu dürfen.

Anspieltipps: ‚Anathema‘, ‚Take Shelter‘

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert